Der Duft von Tee (Hannah Tunnicliffe)

Grace zieht mit ihrem Mann Pete nach Macao, weil er dort an einem Casino-Bauprojekt arbeiten soll. Kaum dort angekommen, erfährt Grace die aktuellsten Untersuchungsergebnisse ihres Gynakologen: sie kann keine Kinder bekommen. Diese Nachricht stürzt Grace in eine tiefe Depression und entfremdet sie immer mehr von ihrem Mann. Unfähig darüber zu reden, leben die beiden lange Zeit nebeneinander her. Grace verlässt kaum die Wohnung und verfällt einem Backwahn, bis sie bei einem der wenigen Spaziergänge ein altes, leerstehendes Lokal entdeckt und beschließt dort ein Café zu eröffnen. In Erinnerung an ihre Mutter und die gemeinsame Zeit in Paris möchte sie im „Lillian´s“ Macarons, Kaffee und Tee verkaufen. Léon, ein französischer Koch, bringt ihr die Kunst der Macarons bei, außerdem lässt er Schmetterlinge in ihrem Bauch flattern. Wird sie Pete untreu werden? Von den anderen ausländischen Damen der Highsociety Macaos wird sie ein bisschen belächelt, doch für Grace wird das Café zu der Therapie, die sie braucht. Bald schon läuft das „Lillian´s“ so gut, dass sie jemanden einstellen muss: zuerst Rilla, eine junge Philipina, und dann Gigi, eine Chinesin. Auch für diese beiden wird das „Lillian´s“ zu einem neuen Zuhause. Denn Rilla hat eine harte Zeit als ausgebeutete Arbeitshilfe bei den Reichen Macaos (und andere Länder) hinter sich und Gigi ist schwanger – der Vater in spe verschwunden, die Mutter herzlos und kalt -, findet sie bei ihrer Großmutter Yok Lan und Grace Hilfe und eine Zukunft. Im Laufe der Zeit kommt noch Marjory hinzu, Ehefrau eines reichen Ausländers, die sich aufgrund ihrer eigenen Biographie (Tänzerin, zweite Frau von Don) mit den anderen Ladies nicht wirklich versteht. Zu viert (bzw. zu sechst, denn die Großmutter Yok Lan ist immer mit von der Partie und es kommt noch Jocelyn hinzu, die vor ihrem gewalttätigen Arbeitgeber geflohen ist) meistern sie ihren Alltag. Als Pete ihr gesteht, dass er sie betrogen hat, erkennt Grace, dass sie sich mit ihren Ängsten und ihrer Ehe auseinandersetzen muss. Pete und Grace finden wieder zueinander und planen eine Zukunft, die sie jedoch – aufgrund eines neuen Jobangebots für Pete – von Macao nach Australien führen wird. Kann Grace das „Lillian´s“ aufgeben? Und was wird aus Gigi, ihrer inzwischen geborenen Tochter Faith und Rilla? Kann Marjory weitere junge Mädchen vor Gewalttaten und Ausbeutung schützen? 

 
Insgesamt eine gut geschriebene Geschichte, in der man mit Grace mitleidet. Es werden nebenbei durchaus auch ernste Themen angesprochen, eingepackt in die Erfindung neuer Macaron-Rezepte. Witzig fand ich die Idee statt Kapitelüberschriften jedes Kapitel einem Macaron zu widmen. Gelungen sind ebenfalls die Rückblenden in Graces früheres Leben, die durch Briefe an ihre Mutter gestaltet werden. Erst im Verlauf des Buches wird klar, dass Graces Mutter Lillian verstorben ist und am Ende erfährt der Leser, dass Lillian an eine bipolaren Störung gelitten hat – eine Tatsache, die Grace lange nicht wusste und irgendwann den Kontakt zu ihrer Mutter abbrechen ließ, da sie mit den Gefühlsschwankungen nicht mehr umgehen konnte. Eine ergreifende Szene fand ich den Abschied, den Grace dann von ihrer schon lange verstorbenen Mutter nimmt, indem sie hinter dem Café „Lillian´s“ Andenken an sie vergräbt, damit ihr Wirbelwind von Mutter einen Ankerpunkt hat, wo auch immer sie jetzt ist. Der Duft von Tee ist ein ergreifendes, schönes Buch, das einen manchmal leiden und weinen lässt und dann wieder lächeln. Auf jeden Fall ein Buch, das gelesen werden sollte. Allerdings hätte man die Geschichte vielleicht Der Geschmack von Macarons nennen sollen, denn die hatten für mich mehr die Handlung bestimmt als Der Duft von Tee
 
Eure Ines

Der Mondscheingarten (Corina Bomann)

Eine Geige als Geschenk für eine unmusikalische Antiquitätenverkäuferin, jede Menge Experten für Geigen und die große Liebe nach langer Trauer. Das sind die Zutaten für eine süße Liebesgeschichte in der Gegenwart, die Verbindungen zu einer tragischen Liebesgeschichte in der Vergangenheit hat. Die Geschichte um zwei große Geigerinnen und eine geheimnisvolle „Rosen-„Geige führt zu einem Familiengeheimnis.

Lilly Kaiser ist in ihrem Geschäft und wartet auf Kundschaft, als ein alter Mann ihren Laden betritt, ihr eine Geige überreicht und behauptet, sie gehöre ihr. Bevor sie genauer nachfragen kann, ist er auch schon wieder verschwunden und eine Suche nach dem Geheimnis der Geige geht los. Die Reise führt Lilly über England und Italien nach Sumatra. Dort hatte sich schon 1902 die Vorgeschichte der Geige abgespielt. Nach und nach kommen Lilly und ihre Freunde dem Geheimnis der Geige und ihrer Besitzer auf die Spur und lösen nebenbei noch ein paar Familiengeheimnisse.
Manchmal etwas konstruiert (wer hat schon Freunde in aller Welt, die zufällig alle Musik – oder Geigenexperten sind), aber trotzdem eine wunderschöne, lesenswerte Geschichte. Schön fand ich, dass die Romanze zwischen Lilly und Grabriel sich langsam entwickelt und nicht übertrieben dargestellt wird.
Welche Rolle der titelgebende Mondscheingarten bei der Geschichte spielt, findet ihr selbst raus.


Eure Ines

Foto: Ullstein Verlag

Der Kuss der Schmetterlinge (Victoria Lundt)

Herzergreifende Liebesgeschichte zwischen einem Chinesen und einer Deutschen vor der exotischen Kulisse Tsangtaus im 19. Jahrhundert. Etwas vollgepackt mit dramatischen Handlungssträngen, aber durchaus lesenswert. Amelie reist mit ihrer Schwester Helene und der Mutter nach Tsangtau, wo der Vater und der Bruder das Geschäft aufgebaut haben. Zwar interessiert sich der Vater – neben Amelie- als einziger für das Land, aber als sich Amelie in den Chinesen Tian verliebt, ist auch der Vater überzeugt, dass diese Beziehung enden muss, bevor sie richtig begonnen hat. Amelie soll lieber den deutschen Erich heiraten. Im Folgenden kommt es zu allerlei Ereignissen, die die Familie zerbrechen lassen…Amelie und Tian müssen lange um ihre Liebe kämpfen und ausgerechnet der verlassene Erich wird beim Sieg dieser Liebe eine Rolle spielen. Wie´s mit Amelie und Tian weitergeht und welche Rolle die Schmetterlinge spielen, das lest selbst 🙂

 
Eure InesFoto: Piper Verlag